Dienstag, 26. Februar 2013

Italien gehört sich selbst und nicht Europa

Der Wahlkrimi in Italien ist vorbei. Jetzt geht das Hauen und Stechen los. Berlusconi, Italiens wohl "direktester" Politiker, der sich damals in die Achse des Chauvinimus zusammen mit Putin und Schröder einreihen konnte, steht auf der Kippe. Ja, Schröder. Erinnert sich noch jemand an seinen Auftritt am Wahlabend im Jahr 2005.


Und die Italiener hätten genau so einen gern wieder. Den Charmebolzen aus Mailand. Ihnen scheint gefallen zu haben, wie Berlusconi auf internationaler Ebene mit anderen Politikern umsprang, dass er sich gern kämpferisch gibt und Frauen behandelt, als wären sie nichts anderes als Freiwild. Wirklich? Es gab in der Vergangenheit massive Proteste gegen Berlusconis Verhalten. Nackte Frauen stürmten auf Berlusconi zu, als dieser kürzlich seine Stimme abgeben wollte. Mit seinen politischen Gegner springt Berlusconi "gnadenlos" um - er pöbelt gern. Nun, da die Regierung vor einer weitern Blockade steht, gibt er sich versöhnlich, weil er insgeheim doch Machtpolitiker ist. Jedes Mal, wenn jemand  derzeit in Italien einen Furz lässt, springen die Finanzmärkte im Dreieck. Den Italienern wird jetzt von der Presse vorgeworfen, sie würden nicht europäisch denken, weil die Wahl eben so verlaufen ist, wie es geschehen ist. Das Land ist zutiefst gespalten. Wird dem von seiten der Medien genug Rechnung getragen? Nein, es wird sich lustig gemacht.
Die Italiener wollen sich genau so wenig tot sparen wie die Griechen. Sie lehnen Montis Sparpolitik ab und dass jemand wie Berlusconi gern mit dem Wiederaustritt aus der EU kokettiert, finden sie daher sympathisch. Der Mann hat definitiv genug Dreck am Stecken, dass für mich persönlich eine Wiederwahl nicht in Frage käme, zumal ich ihn auch nicht in erster Instanz gewählt hätte, aber meine Meinung steht nicht zur Debatte. Die Italiener ziehen den Draw vor. Ob sie es gewollt haben oder nicht, aber alle Parteien müssen sich jetzt an einen Tisch setzen und auch wenn es viele Unkenrufe gibt, dass damit Europa gefährdet wird, ist es für Italien eher eine Chance aus der Misere. Sicher könnte man es aus politischen Erwägungen sämtliche Reformen blockieren, die jetzt durch den italienischen Senat und durch das Abgeordnetenhaus müssen. Es könnte aber eben auch das Gegenteil passieren. Die regierenden Parteien tragen ihre Entscheidungen zusammen durch beide Instanzen und stehen dafür ein. Wunschdenken? Eher Notwendigkeit, wenn in Italien etwas passieren soll. Was bleibt sonst? Einen weiteren Sparkurs werden die Italiener nicht mittragen und Berlusconi allein spitzt den Rotstift nur, wenn er seine Macht in Gefahr sieht. Auch er möchte keine Politik ohne Europa machen, selbst wenn er das wohl nie zugeben würde.

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